Dienstmütze eines Heizers: Mit der Eisenbahn kam der Fortschritt:
Wenige Wochen nach der Inbetriebnahme der ersten Eisenbahn in Deutschland von Nürnberg nach Fürth am 7. Dezember 1835 erfolgte im März 1836 die Gründung einer Gesellschaft. Die den Bau einer Strecke von Berlin nach Stettin vorsah. 1837 begannen die Projektierungsarbeiten, 1840 der Bau und bereits am 15. November 1842 erfolgte die Inbetriebnahme der Strecke von Berlin bis Angermünde. Bis zum 15. August 1843 konnte die gesamte Strecke fertiggestellt werden. Die Stadt Angermünde überließ der Eisenbahngesellschaft kostenlos Land und ließ auf dem künftigen Bahnhofsgelände Scheunen umsetzen.
Mit dem Bau weiterer Strecken nach Prenzlau und Stralsund, Oderberg- Freienwalde und Schwedt entwickelte sich Angermünde zu einem bedeutenden Bahnknotenpunkt im Nordosten Brandenburgs Um 1900 war die Bahn mit etwa 1000 Beamten, Angestellten und Arbeitern der wichtigste Arbeitgeber in der Stadt.
Mit der Bahn ließen sich Milch, Obst und Gemüse rasch zu den Molkereien und Großmärkten in den Metropolen transportieren, die Bahn wurde auch wichtigstes Transportmittel für landwirtschaftliche Erzeugnisse, Bau- und Brennstoffe.
Die Eisenbahn entwickelte sich rasch zu einem kostengünstigen Verkehrsmittel für Urlaubs- und Erholungsreisen. Die Großstädter entdeckten mit der Bahn die wald- und seenreiche Landschaft um Angermünde als Naherholungsgebiet, das sich bequem für Tages- und Kurzreisen erreichen ließ und in der Nähe zum Bahnhof Angermünde entstanden bereits um 1850 mehrere Hotels.
Schon 1846 nahm der Verleger Baedeker in seinem Reiseführer die Strecke von Berlin nach Stettin mit auf. Vor allem bei der Anlage der Strecke von Angermünde nach Prenzlau erfolgte eine bewusste Einbindung der Eisenbahnstrecke in die Landschaft und durch eine ausgedehnte Kurve am Unteruckersee bietet sich den Reisenden aus dem ICE oder dem Regionalexpress wie vor 150 Jahren ein imposanter Blick auf die Silhouette von Prenzlau mit der markanten Marienkirche.
Dr. Lutz Libert