Dämonensteine: Mittel gegen böse Mächte
Im Eingangsbereich zum Armarium der Klosterkirche weist ein Ziegelstein im Fußboden den Eindruck einer Hundepfote auf. Anscheinend lief hier ein Tier über den zum Trocknen abgelegten Rohling. Warum fand jedoch dieser dann eigentlich minderwertige Stein an so exponierter Stelle einen Platz?
Vor dem Beginn der industriellen Ziegelproduktion erfolgte das Brennen der Steine vor Ort in einfachen Feldbrandöfen. Vor dem Brand lagerten die Steine zum Trocknen zwar im Freien, jedoch auf der langen Schmalseite, nicht flach abgelegt. Tiere konnten so keine Fußabdrücke hinterlassen.
Auch in zahlreichen anderen Backsteinbauten, in Dorfkirchen, an Stadtmauern und der Greiffenberger Burg lassen sich Ziegel mit Hunde- oder Katzentapsen, Handumrissen oder Abdrücken von Kinderfüßen finden. Ihre Verwendung im Mittelalter diente zur Abwehr böser Mächte, Dämonen, Geister oder gar des Teufels. Dem Volksglauben zufolge ließen sich die mit Tierklauen ausgestatteten bedrohlichen Gestalten durch diese Zeichen in den Ziegeln täuschen. Sie sollten glauben, dass hier bereits andere Geistwesen ihre Besitznahme mit den Abdrücken signalisierten und weiterziehen.
Dr. Lutz Libert